Eine feministische Zusammenkunft
Was macht den weiblichen Blick aus? Können Augen gendern? Und gibt es
einen geschlechtsspezifischen Blick überhaupt? #metoo und viele darauf
folgende Diskussionen haben uns die Augen geöffnet. Aber was wird
sichtbar und warum? Das Konstrukt Sexualität, Sex, Geschlecht und
Selbstdefinition ist ein dominierendes System und wir sollten ihm uns
widmen. Als Jonglage mit Perspektiven. Als Einladung zum Abgleich. Als
Anstoß für ein grundsätzliches Aufräumen mit festgefahrenen Sichtweisen.
Weg mit dem Oma-Schlüpfer, mit dem Millennial-Pink und frecher, rosa
Mädchenästhetik, aber wohin? Selfies gegen das Patriarchat? Ernst gegen
den Ernst? Humor mit Aussicht? URBÄNG! lädt KünstlerInnen, jedweden
Geschlechts ein, Einsichten, Aussichten und Absichten feministischer
Kunst zu zeigen oder zu verstecken.
19:30 – 20:30 Claire Vivianne Sobottke: VELVET
Tanzperformance
Claire Vivianne Sobottkes neues Solo „Velvet“ breitet sich in einem
Miniaturgarten aus. Die Berliner Choreografin schafft zur Musik von Tian
Rotteveel eine Reihe sich ständig verändernder Portraits, mit denen sie
Normen des Sehens und Denkens herausfordert. Unter einem elektronischen
Symphoniegewitter entsteht ein irisierendes, irritierendes Subjekt, das
sich eindeutigen Zuschreibungen entzieht. In „Velvet“ untersucht
Sobottke Konzepte des Weiblichen und deren Verkörperungen zwischen
erdverbundener Nacktheit und radikaler Einsamkeit. Atemlose
Körperlichkeit und potentiell gewaltvolle Bilder lösen sich in
poetischer Behutsamkeit auf. Kompromisslos erzählt Sobottke von nicht
kategorisierbarer Erotik, wilder Unabhängigkeit und der Solidarität mit
Nicht-Menschlichem und Abgründigem.
Claire Vivianne Sobottke versteht ihre Arbeit als Ort des
Widerstands, der es erlaubt, Normen des Denkens und Sehens zu verändern.
Sie ist fasziniert vom Werden des Körpers in sinnlichen,
choreografischen Prozessen. 2017 wird sie vom Magazin tanz als
„Hoffnungsträgerin“ genannt und gewinnt den Publikumspreis des
ImPulsTanz Festivals Wien für ihr Solo „strange songs“, in dem die
Arbeit mit Stimme, Sound und Sprache Motor für die Choreografie und
Inhalt ist.
Choreografie: Claire Vivianne Sobottke / Mit: Claire Vivianne Sobottke / Musik: Tian Rotteveel / Licht und technische Leitung: Catalina Fernandez / Bühne: Clementine Pohl / Künstlerische Mitarbeit: Jared Gradinger, Sheena McGrandles / Produktionsmanagement & Raumassistenz: Simone Graf.
Produktion: Claire Vivianne Sobottke. Koproduktion: Tanz im August / HAU Hebbel am Ufer, Life Long Burning – Towards a sustainable Eco-System for Contemporary Dance in Europe. Unterstützt von: PACT Zollverein. Gefördert durch: NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin.
20:30 – 21:00 Uhr Angelica Summer
Konzert
21:15 – 22:15 Diskussion
mit: Claire Vivianne Sobottke, Tian Rotteveel, / Moderation: Maja Zimmermann
„Der weibliche Blick ist für mich eine offene Frage“, meint die
Künstlerin Claire Vivianne Sobottke. Im Rahmen von „FEMALE GAZE?“ ist
das Publikum nach der Vorstellung von „Velvet“ zu einem weiterführenden
Gespräch eingeladen: Claire Vivianne Sobottke und ihr langjähriger
Kollaborateur, der Komponist und Choreograf Tian Rotteveel, sprechen
gemeinsam mit der Dramaturgin Maja Zimmermann über (künstlerisches)
Begehren aus feministischer Perspektive, jenseits gängiger Kategorien
des Weiblichen oder Männlichen. Gibt es explizit weibliche Perspektiven
auf Erotik und Sexualität und wie sehen diese aus? Können das Poetische
und Irrationale Räume öffnen, um über Verkörperungen nachzudenken und
bestehende Normierungen in Frage zu stellen?
FEMALE GAZE? findet im Rahmen des Projekts GASTGEBERSCHAFT Tanzpakt Stadt-Land-Bund
statt. Stephanie Thiersch und MOUVOIR laden KünstlerInnen, ExpertInnen,
BürgerInnen und Interessierte ein, sich diskursiv in SALONS und
partizipativ in LABORS zu begegnen. Kuratiert in Zusammenarbeit mit Maja Zimmermann.
Gemeinsam soll geforscht und gearbeitet werden, und das ergebnisoffen
und im Dialog. Bestehende Seh‑, Hör und Rezeptionsweisen wollen wir
hinterfragen, aber auch konkret den gesellschaftspolitischen Kontext
unserer Produktionen diskutieren. Nicht zuletzt wird es darum gehen, wie
wir die Kerngedanken unserer Performances praktisch erfahrbar machen
können. Wir widmen uns weiterhin unserem Lieblingsthema, der Kraft der
Interdisziplinarität, interessieren uns noch mehr für ansprechende
Formen der Partizipation und des Feedbacks, spielen mit offenen
Architekturen, fragen danach, wieso wichtige Themen wie
Postkolonialismus und Feminismus so abgedroschen wirken und wohin wir
eigentlich damit wollen. Das klingt viel und ist bestimmt noch nicht
alles, die Zukunft ist ungewiss. Bis dahin, BE OUR GUEST, wir freuen uns!