Nach der Auflösung des Healing Theaters gingen die kulturellen Aktivitäten mit unterschiedlichen Künstlerkollektiven, sparten übergreifend, weiter. Hervorzuheben ist dabei, dass dies eine lange Zeit ohne jegliche kulturelle Förderung bewerkstelligt wurde, was einem Kraftakt gleich kommt, den alle Beteiligten und Verbundenen auf sich nahmen. Durch die Nutzung des Grünflächenamtes der Stadt Köln als Ziergärtnerei in den Wintermonaten, ergab sich ein weiteres Problem, die Künstler Kollektive waren in ihrer Nutzung ausschließlich auf den Sommer angewiesen, was die öffentliche Wahrnehmung der künstlerischen Arbeit massiv beschnitt. In einer Millionen Stadt, glich die Wiederbelebung der Aktivitäten im Frühjahr insofern einem mühseligen Neustart. Damit nicht genug, waren die größten, unberechenbaren Herausforderungen für das Gebäudeensemble, relevante Alterserscheinungen, die immer sichtbarer und bedenklicher wurden. Zuweilen schien es nur noch darum zu gehen, den Gebäudebestand zu retten, um den wunderbaren Ort nicht aufgeben zu müssen. Im Gesamtzusammenhang mit dem Kölner Volksgarten unterlag das Areal des heutigen Orangerie Theaters immer schon einer sogenannten Schutzzone mit bestimmten Auflagen, was zumindest Grundstücksspekulanten fern halten konnte.
Ein markanter Durchbruch in der Geschichte des Orangerie Theaters ergab sich Mitte der 2000er Jahre, als Dr. Hiltrud Cordes zufällig ein Büro in dem Gebäude anmietete. Man lernte sich besser kennen und kam ins Gespräch. Als das Grünflächenamt der Stadt Köln schließlich ankündigte, die Nutzung für ihren Bedarf vollständig aufzugeben, war es Dr. Hiltrud Cordes, die dem Verein vorschlug, für das Areal eine konzeptionelle, kulturelle Nutzung zu entwickeln, um potenzielle Fördermittel zu erschließen, ohne die so ein Vorhaben nicht möglich ist. Neben der geplanten Revitalisierung des denkmalgeschützten Gebäude Ensembles, wurde ein Antrag auf Konzeptionsförderung für den Theaterbetrieb gestellt. Für die baulichen Obliegenheiten konnte Dr. Hiltrud Cordes das Büro raumwerk architekten gewinnen. Ragnhild Klußmann und Marc Antonius Hübert waren sofort angetan von der Aufgabe, konnten aber zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, dass die nunmehr im Herbst 2023 (!) beginnende Sanierung, zeitlich sogar noch die Aktivitäten der städtischen Bühnen überschreitet, womit die Maßnahme in dieser Hinsicht immerhin als Rekord betrachtet werden darf.
Künstlerisch machte das Theater in der Zeit sehr unterschiedliche Phasen durch, weil Künstler:innen für sich entscheiden mussten, ob sie dem Projekt in ihrer eigenen Schaffenszeit überhaupt noch Vertrauen schenken konnten. Der Druck auf die Initiatoren für das gesamte Projekt konnte höher nicht sein, da schien die von Dr. Hiltrud Cordes erste beantragte erste Konzeptionsförderung gerade das richtige Signal zu sein. Cordes gelang es auch, eine hohe Aufmerksamkeit bei den politischen Verantwortlichen in Köln zu erlangen, was zunehmend weitere Türen öffnete. Doch, es sollte noch einmal heftiger kommen, nach jahrelangen Gesprächen und Konzeptentwürfen mit vielen Gremien und Entscheider:innen sowie der Generierung von Drittmitteln vom Land NRW und die Bezirksregierung Köln, lehnte Rat der Stadt Köln die komplette Sanierung des Orangerie Theaters im Spätsommer 2012 ab. Dr. Hiltrud Cordes, die bis dato bereits enorme Anstrengungen unternommen hatte, war aus verständlichen Gründen nicht mehr zu überzeugen, weiter am Ball zu bleiben, sorgte aber noch für einen geordneten Übergang auf ihren Nachfolger und stand ihm noch lange zur Seite. Das Büro raumwerk architekten konnte ebenfalls motiviert werden, die Flinte nicht ins Korn zu werfen, denn das hätte das sofortige Aus bedeuten können.
Vielen Dank an Marko Berger für das Foto und die Mitarbeit am Text.