Ab 1990 – Ein­stieg Dr. Hil­trud Cor­des sowie raum­werk architekten

Nach der Auf­lö­sung des Heal­ing Thea­ters gin­gen die kul­tu­rel­len Akti­vi­tä­ten mit unter­schied­li­chen Künst­ler­kol­lek­ti­ven, spar­ten über­grei­fend, wei­ter. Her­vor­zu­he­ben ist dabei, dass dies eine lan­ge Zeit ohne jeg­li­che kul­tu­rel­le För­de­rung bewerk­stel­ligt wur­de, was einem Kraft­akt gleich kommt, den alle Betei­lig­ten und Ver­bun­de­nen auf sich nah­men. Durch die Nut­zung des Grün­flä­chen­am­tes der Stadt Köln als Zier­gärt­ne­rei in den Win­ter­mo­na­ten, ergab sich ein wei­te­res Pro­blem, die Künst­ler Kol­lek­ti­ve waren in ihrer Nut­zung aus­schließ­lich auf den Som­mer ange­wie­sen, was die öffent­li­che Wahr­neh­mung der künst­le­ri­schen Arbeit mas­siv beschnitt. In einer Mil­lio­nen Stadt, glich die Wie­der­be­le­bung der Akti­vi­tä­ten im Früh­jahr inso­fern einem müh­se­li­gen Neu­start. Damit nicht genug, waren die größ­ten, unbe­re­chen­ba­ren Her­aus­for­de­run­gen für das Gebäu­de­en­sem­ble, rele­van­te Alters­er­schei­nun­gen, die  immer sicht­ba­rer und bedenk­li­cher wur­den. Zuwei­len schien es nur noch dar­um zu gehen, den Gebäu­de­be­stand zu ret­ten, um den wun­der­ba­ren Ort nicht auf­ge­ben zu müs­sen.  Im Gesamt­zu­sam­men­hang mit dem Köl­ner Volks­gar­ten unter­lag das Are­al des heu­ti­gen Oran­ge­rie Thea­ters immer schon einer soge­nann­ten Schutz­zo­ne mit bestimm­ten Auf­la­gen, was zumin­dest Grund­stücks­spe­ku­lan­ten fern hal­ten konnte.

Ein mar­kan­ter Durch­bruch in der Geschich­te des Oran­ge­rie Thea­ters ergab sich Mit­te der 2000er Jah­re, als Dr. Hil­trud Cor­des zufäl­lig ein Büro in dem Gebäu­de anmie­te­te. Man lern­te sich bes­ser ken­nen und kam ins Gespräch. Als das Grün­flä­chen­amt der Stadt Köln schließ­lich ankün­dig­te, die Nut­zung für ihren Bedarf voll­stän­dig auf­zu­ge­ben, war es Dr. Hil­trud Cor­des, die dem Ver­ein vor­schlug, für das Are­al eine kon­zep­tio­nel­le, kul­tu­rel­le Nut­zung zu ent­wi­ckeln, um poten­zi­el­le För­der­mit­tel zu erschlie­ßen, ohne die so ein Vor­ha­ben nicht mög­lich ist. Neben der geplan­ten Revi­ta­li­sie­rung des denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­de Ensem­bles, wur­de ein Antrag auf Kon­zep­ti­ons­för­de­rung für den Thea­ter­be­trieb gestellt. Für die bau­li­chen Oblie­gen­hei­ten konn­te Dr. Hil­trud Cor­des das Büro raum­werk archi­tek­ten gewin­nen. Rag­nhild Kluß­mann und Marc Anto­ni­us Hübert waren sofort ange­tan von der Auf­ga­be, konn­ten aber zu dem Zeit­punkt nicht ahnen, dass die nun­mehr im Herbst 2023 (!) begin­nen­de Sanie­rung, zeit­lich sogar noch die Akti­vi­tä­ten der städ­ti­schen Büh­nen über­schrei­tet, womit die Maß­nah­me in die­ser Hin­sicht immer­hin als Rekord betrach­tet wer­den darf.

Künst­le­risch mach­te das Thea­ter in der Zeit sehr unter­schied­li­che Pha­sen durch, weil Künstler:innen für sich ent­schei­den muss­ten, ob sie dem Pro­jekt in ihrer eige­nen Schaf­fens­zeit über­haupt noch Ver­trau­en schen­ken konn­ten. Der Druck auf die Initia­to­ren für das gesam­te Pro­jekt konn­te höher nicht sein, da schien die von Dr. Hil­trud Cor­des ers­te bean­trag­te ers­te Kon­zep­ti­ons­för­de­rung gera­de das rich­ti­ge Signal zu sein. Cor­des gelang es auch, eine hohe Auf­merk­sam­keit bei den poli­ti­schen Ver­ant­wort­li­chen in Köln zu erlan­gen, was zuneh­mend wei­te­re Türen öff­ne­te. Doch, es soll­te noch ein­mal hef­ti­ger kom­men, nach jah­re­lan­gen Gesprä­chen und Kon­zept­ent­wür­fen mit vie­len Gre­mi­en und Entscheider:innen sowie der Gene­rie­rung von Dritt­mit­teln vom Land NRW und die Bezirks­re­gie­rung Köln, lehn­te Rat der Stadt Köln die kom­plet­te Sanie­rung des Oran­ge­rie Thea­ters im Spät­som­mer 2012 ab. Dr. Hil­trud Cor­des, die bis dato bereits enor­me Anstren­gun­gen unter­nom­men hat­te, war aus ver­ständ­li­chen Grün­den nicht mehr zu über­zeu­gen, wei­ter am Ball zu blei­ben, sorg­te aber noch für einen geord­ne­ten Über­gang auf ihren Nach­fol­ger und stand ihm noch lan­ge zur Sei­te.  Das Büro raum­werk archi­tek­ten konn­te eben­falls moti­viert wer­den, die Flin­te nicht ins Korn zu wer­fen, denn das hät­te das sofor­ti­ge Aus bedeu­ten können.


Vie­len Dank an Mar­ko Ber­ger für das Foto und die Mit­ar­beit am Text.

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