Über Identität, Familie und das Ich in der Zeit
ein AUSWÄRTSSPIEL der studiobühneköln
Das neue Projekt des Kölner Performancelabels ANALOG behandelt die Themen Identität, Familie und das Ich in der Zeit. Die Performance basiert auf der jüdischen Familiengeschichte Lara Pietjous, einem Mitglied des Ensembles. Nach dem Tod ihres Vaters fand Pietjou in dessen Nachlass Zeugnisse über ihre jüdische Abstammung und ihre Vorfahren zur Zeit des Dritten Reichs. In einem Videointerview berichtete ihre Großmutter über den Tod von Laras Urgroßvater in Auschwitz und wie sie selbst den Holocaust in einem Versteck überlebte. ANALOG untersucht diesen Wendepunkt in Pietjous Biografie und erforscht ihre Familiengeschichte mit performativen Mitteln. Die Performance beleuchtet auch die transgenerationalen Auswirkungen des Traumas der Großmutter auf Pietjous Vater, der an einer bipolaren Störung litt und in manischen Phasen überzeugt war, er selbst sei König David. Die Auseinandersetzung mit dieser Familiengeschichte ist auch eine Beschäftigung mit uns als Gesellschaft, mit interfamilären Tabus, mit Fragen nach Zugehörigkeit und Identität und der Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute.
Flankiert wird die Performance von einer Videoinstallation, die Fragen nach doppelten Identität(en) ausunterschiedlichen jüdischen Perspektiven beleuchtet und ab 19:30 Uhr (Sonntag 17:30 Uhr) vor der Vorstellung einsehbar ist.
Interview mit dem Regisseur Daniel Schüßler:
https://www.koelner.de/news/storyinterview/was-uns-vererbt-wurde/
Vermittlungsangebot:
Im Anschluss an die Performance lädt ANALOG das Publikum zu einem gemeinsamen Essen und flankierendem Tischgespräch ein. Mit geladenen Gäst:innen spricht Regisseur Daniel Schüßler über unterschiedliche Perspektiven auf Identitäten, Kunst, Kultur, Psychologie und das Leben.
Zugesagte Gäst:innen:
7.9.2023: Dr. med. Peter Pogany-Wnendt – Psychotherapeut, Sohn Holocaustüberlebender, Arbeitskreis für intergenerationale Folgen des Holocaust
8.9.2023: Yuriy Gurzhy – Musiker, DJ, Produzent und Autor – Miterfinder der legendären Berliner Partyreihe „Russendisko“
9.9.2023: Dani Levy – Filmemacher, Drehbuchautor, Schauspieler (Alles auf Zucker, Meschugge, Känguru-Chroniken)
10.9.2023: Nana Schewitz – Berliner Dragqueen und Veranstalterin der Cabaret-Show „Jews Jews Jews“
Regisseur Daniel SChüßler über das Projekt:
Transgenerationale Vererbung war in letzter Zeit in aller Munde, also der Umstand, dass traumatische Lebensbedingungen unsere Gene nachhaltig beeinflussen. Glaubt ihr, dass man Traumata an die nächste Generation vererben kann?
„Ja, davon bin ich fest überzeugt, und wir haben uns schon in unserem Stück “Geister Ungesehen” mit den Folgen der transgenerationalen Traumaweitergabe beschäftigt. Am Premierenabend sprechen wir mit dem Psychiater Dr. med. Peter Pogany-Wnendt genau über dieses Thema.“
Wenn dem so ist, was bedeutet das dann für unsere Gesellschaft in Deutschland?
„Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wird eine neue Generation traumatisiert, und der Kreislauf wird fortgesetzt. Auch in Deutschland spüren wir in unseren eigenen Familien, wie stark die Nachkriegsgeneration von den Verbrechen der Nazidiktatur beeinträchtigt ist. Ein Grund mehr, die AfD im Auge zu behalten. Übrigens ist es sicher nicht die richtige Antwort auf die drängenden Fragen unserer Zeit, Nazis aus Protest zu wählen.“
Barrierefreiheit:
Barrierefreiheit-Hotline für Fragen oder Unterstützung bei Ticketkauf, Theaterbesuch, behindertengerechtem Parkplatz und anderem Bedarf in Bezug auf Barrierefreiheit: 0157 54746488.
Zugang für sehbeeinträchtigte Menschen: Besonders in Hinblick auf blinde Besucher:innen bietet die Performance eine künstlerische Audiodeskription, die oftmals eine eigenständige und fast poetische Position einnimmt, die sich in ihrer Ästhetik immer aus dem Werk selbst speist. Access-Manager:innen sind vor Ort und können den Zugang unterstützen.
Mobilitätsassistenz ab der Bahnhaltestelle, sowie eine Touch-Tour (um 19.30 Uhr, Sonntags um 17.30 Uhr) sind nach Voranmeldung möglich. Anmeldung unter mail@analogtheater.de oder 0157 54746488.
Assistenzhunde sind willkommen. Für eine ggf. benötigte Hundebetreuung ist gesorgt.
Behindertengerechte Toilette – Rollstuhlgerechte Bühneninstallation – Behindertenparkplatz vorhanden.
Produktion: ANALOG Theater
Koproduktion: studiobühneköln, Orangerie Theater, NS-Dokumentationszentrum Köln
Von & mit: Lara Pietjou, Dorothea Förtsch, Ingmar Skrinjar, Hanna Held | Textfassung: Ensemble | Regie: Daniel Schüßler | Produktionsleitung: Hanna Held | Bühne & Kostüm: Eva Sauermann | Komposition: Ben Lauber | Technische Leitung & Film: Tommy Vella | Dramaturgie: Laura Becker | Wildcard-Künstlerin (Text): Judith Leiß | Regieassistenz: Rina Schmeing | Outside-Eye: Tim Mrosek | Ton & Video: Michael Vella | Köchin &Tischgespräche: Charlotte Brune | Beratung Barrierefreiheit: Un-Label/Nils Rottgardt | Referenzpersonen Barrierefreiheit & Outside-Eye: Sabine Kuxdorf & Yasha Mueller | Management: Local International | Presse- & Öffentlichkeitsarbeit: neurohr & andrä | Finanzen: Niels Nester
Gefördert durch: Kulturamt der Stadt Köln, Fonds Darstellende Künste, Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V., Kunststiftung NRW, RheinEnergieStiftung Kultur.