2025 – Archi­tekt Marc Hübert über den Umbau

Sanie­rung des Oran­ge­rie Thea­ter in Köln: Ein Kraft­akt wäh­rend des lau­fen­den Betriebs


Die Sanie­rung des denk­mal­ge­schütz­ten Oran­ge­rie Thea­ter im Volks­gar­ten Köln schrei­tet mit gro­ßen Schrit­ten vor­an. Trotz der Her­aus­for­de­rung, den Thea­ter­be­trieb wäh­rend der Bau­ar­bei­ten auf­recht­zu­er­hal­ten, liegt das ambi­tio­nier­te Pro­jekt sowohl im Zeit- als auch im Kos­ten­rah­men. Der Abschluss der Bau­ar­bei­ten ist für Ende Mai vor­ge­se­hen, die offi­zi­el­le Wie­der­eröff­nung soll am 1. Okto­ber statt­fin­den.
 
Fort­schrit­te und aktu­el­le Arbei­ten
Ein bedeu­ten­der Mei­len­stein wur­de bereits erreicht: Der Neu­bau, bestehend aus neu­en Büros inner­halb des bestehen­den Glas­hau­ses sowie einem moder­nen Foy­er, ist fer­tig­ge­stellt und ver­fügt über eine vor­läu­fi­ge Betriebs­er­laub­nis. Die Sanie­rung des Haupt­ge­bäu­des befin­det sich der­zeit in der zwei­ten Bau­pha­se. Erst vor weni­gen Tagen wur­de das neue Dach auf­ge­setzt. Momen­tan wird die Dach­de­ckung mit inte­grier­ter Foto­vol­ta­ik­an­la­ge instal­liert – eine nach­hal­ti­ge Maß­nah­me, die ursprüng­lich nicht geplant war, nun aber das Ziel eines “grü­nen Thea­ters” unter­stützt.
Bereits abge­schlos­sen sind neben dem Neu­bau auch die Erwei­te­rung des Thea­ter­saals sowie der neue Durch­bruch vom Foy­er direkt ins Thea­ter. Der nächs­te gro­ße Bau­ab­schnitt ist die umfas­sen­de Sanie­rung des Thea­ter­saals sowie die Schaf­fung bar­rie­re­frei­er Zugän­ge. Zudem wird das Gelän­de ent­sie­gelt, um einen nach­hal­ti­gen Bei­trag zur Begrü­nung des Are­als zu leis­ten.
 
Bar­rie­re­frei­heit: Ein beson­de­rer Fokus
Neben der all­ge­mei­nen bar­rie­re­frei­en Gestal­tung des Gebäu­des und des Gelän­des setzt das Oran­ge­rie Thea­ter ein wich­ti­ges Zei­chen für Inklu­si­on. Es ver­fügt über eine “Toi­let­te für alle”, die spe­zi­ell für Men­schen mit schwe­ren und mehr­fa­chen Behin­de­run­gen kon­zi­piert ist. Die­se Toi­let­te bie­tet mehr als die übli­chen bar­rie­re­frei­en WCs und stellt eine zusätz­li­che Aus­stat­tung bereit, um Per­so­nen mit hohem Pfle­ge­be­darf und ihren Begleit­per­so­nen eine ange­mes­se­ne Nut­zung zu ermög­li­chen.
 
Finan­zie­rung: Ein Balan­ce­akt zwi­schen Zuschüs­sen und Eigen­mit­teln
Die Gesamt­kos­ten der Sanie­rung belau­fen sich auf rund 2,3 Mil­lio­nen Euro, wobei sich die Finan­zie­rung aus ver­schie­de­nen Quel­len speist. Ein Groß­teil stammt aus städ­ti­schen Mit­teln: Die Stadt Köln hat bereits 2017 einen Zuschuss von 1,8 Mil­lio­nen Euro beschlos­sen. Wei­te­re Unter­stüt­zung kommt von der NRW-Stif­tung (230.000 Euro) und dem Denk­mal­för­der­pro­gramm des Lan­des NRW (140.758 Euro). Ergänzt wird das Bud­get durch einen Pri­vat­kre­dit über 80.000 Euro. Dar­über hin­aus wur­den Zusatz­maß­nah­men zur Bar­rie­re­frei­heit über Akti­on Mensch und die Kämp­gen Stif­tung finan­ziert. Gesamt­bud­get noch ein­mal um eine Vier­tel­mil­li­on Euro anwuchs.
Trotz der gestie­ge­nen Kos­ten bleibt das Pro­jekt im finan­zi­el­len Rah­men.
 
Thea­ter­be­trieb wäh­rend der Bau­pha­se: Krea­ti­ve Lösun­gen
Die Arbei­ten am Haupt­haus erfor­der­ten eine vier­mo­na­ti­ge Unter­bre­chung des dor­ti­gen Spiel­be­triebs. Doch das Oran­ge­rie Thea­ter fand eine krea­ti­ve Lösung: Der Thea­ter­be­trieb wur­de kur­zer­hand ins neue Foy­er ver­legt, das als „klei­ne Spiel­stät­te“ dient und rund 70 Zuschauer:innen Platz bie­tet. Trotz der unge­wohn­ten Umstän­de lie­fen bereits meh­re­re Pre­mie­ren in die­ser Inte­rims­büh­ne, die künst­le­ri­sche Expe­ri­men­te ermög­licht und von hoher Publi­kums­nach­fra­ge pro­fi­tiert.
 
Ein viel­sei­ti­ges Kul­tur­zen­trum
Das Oran­ge­rie Thea­ter ist in ers­ter Linie eine Kul­tur­stät­te, nutzt jedoch eine Misch­fi­nan­zie­rung, um wirt­schaft­lich bestehen zu kön­nen. Neben regu­lä­ren Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wer­den die Räum­lich­kei­ten ins­be­son­de­re im Som­mer auch für Hoch­zei­ten ver­mie­tet. Mit wach­sen­der kul­tu­rel­ler Nach­fra­ge wird jedoch immer mehr Raum für Ver­an­stal­tun­gen genutzt, was die Bedeu­tung der Sanie­rung noch wei­ter unter­streicht.
 
His­to­ri­sche Bedeu­tung und Zukunfts­aus­sich­ten
Das Oran­ge­rie Thea­ter befin­det sich im Bereich der ehe­ma­li­gen preu­ßi­schen Fes­tungs­an­la­ge “Lünet­te 3” und wur­de im Lau­fe der Geschich­te immer um- und wei­ter­ge­baut . Obwohl vie­le Quel­len zur Bau­ge­schich­te feh­len, deu­tet alles dar­auf hin, dass das Gebäu­de sei­ne Ursprün­ge im 19. Jahr­hun­dert hat. Seit dem 1. Juli 1980 steht es unter Denk­mal­schutz. Seit den 1990er Jah­ren wird es vom Oran­ge­rie-Thea­ter e.V. genutzt, wäh­rend der offi­zi­el­le Erb­bau­rechts­ver­trag mit der Stadt Köln erst 2020 geschlos­sen wur­de.
 
Fei­er­li­che Wie­der­eröff­nung
Nach dem Abschluss der Bau­ar­bei­ten Ende Mai wird es am 30. Mai eine inter­ne Fei­er für die betei­lig­ten Gewer­ke und das Team von raumwerk.architekten geben. Die gro­ße offi­zi­el­le Eröff­nungs­fei­er mit Stadt, Land, För­de­rern und der Poli­tik ist für den 1. Okto­ber geplant. Im Rah­men der dar­auf­fol­gen­den Thea­ter­nacht bekom­men auch die Kölner:innen die Mög­lich­keit, das sanier­te Gebäu­de und den Neu­bau haut­nah zu erle­ben.
Mit die­sem ambi­tio­nier­ten Sanie­rungs­pro­jekt schreibt das Oran­ge­rie Thea­ter ein neu­es Kapi­tel sei­ner Geschich­te. Ein Kraft­akt, der sich gelohnt hat – für die Köl­ner Kul­tur­land­schaft und das Publi­kum glei­cher­ma­ßen.


Mit freund­li­chen Grü­ßen

Marc Hübert, Archi­tekt

Büro­in­ha­ber
Pro­jekt­lei­tung, Pla­nung
raumwerk.statt

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