Sanierung des Orangerie Theater in Köln: Ein Kraftakt während des laufenden Betriebs
Die Sanierung des denkmalgeschützten Orangerie Theater im Volksgarten Köln schreitet mit großen Schritten voran. Trotz der Herausforderung, den Theaterbetrieb während der Bauarbeiten aufrechtzuerhalten, liegt das ambitionierte Projekt sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen. Der Abschluss der Bauarbeiten ist für Ende Mai vorgesehen, die offizielle Wiedereröffnung soll am 1. Oktober stattfinden.
Fortschritte und aktuelle Arbeiten
Ein bedeutender Meilenstein wurde bereits erreicht: Der Neubau, bestehend aus neuen Büros innerhalb des bestehenden Glashauses sowie einem modernen Foyer, ist fertiggestellt und verfügt über eine vorläufige Betriebserlaubnis. Die Sanierung des Hauptgebäudes befindet sich derzeit in der zweiten Bauphase. Erst vor wenigen Tagen wurde das neue Dach aufgesetzt. Momentan wird die Dachdeckung mit integrierter Fotovoltaikanlage installiert – eine nachhaltige Maßnahme, die ursprünglich nicht geplant war, nun aber das Ziel eines “grünen Theaters” unterstützt.
Bereits abgeschlossen sind neben dem Neubau auch die Erweiterung des Theatersaals sowie der neue Durchbruch vom Foyer direkt ins Theater. Der nächste große Bauabschnitt ist die umfassende Sanierung des Theatersaals sowie die Schaffung barrierefreier Zugänge. Zudem wird das Gelände entsiegelt, um einen nachhaltigen Beitrag zur Begrünung des Areals zu leisten.
Barrierefreiheit: Ein besonderer Fokus
Neben der allgemeinen barrierefreien Gestaltung des Gebäudes und des Geländes setzt das Orangerie Theater ein wichtiges Zeichen für Inklusion. Es verfügt über eine “Toilette für alle”, die speziell für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen konzipiert ist. Diese Toilette bietet mehr als die üblichen barrierefreien WCs und stellt eine zusätzliche Ausstattung bereit, um Personen mit hohem Pflegebedarf und ihren Begleitpersonen eine angemessene Nutzung zu ermöglichen.
Finanzierung: Ein Balanceakt zwischen Zuschüssen und Eigenmitteln
Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund 2,3 Millionen Euro, wobei sich die Finanzierung aus verschiedenen Quellen speist. Ein Großteil stammt aus städtischen Mitteln: Die Stadt Köln hat bereits 2017 einen Zuschuss von 1,8 Millionen Euro beschlossen. Weitere Unterstützung kommt von der NRW-Stiftung (230.000 Euro) und dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW (140.758 Euro). Ergänzt wird das Budget durch einen Privatkredit über 80.000 Euro. Darüber hinaus wurden Zusatzmaßnahmen zur Barrierefreiheit über Aktion Mensch und die Kämpgen Stiftung finanziert. Gesamtbudget noch einmal um eine Viertelmillion Euro anwuchs.
Trotz der gestiegenen Kosten bleibt das Projekt im finanziellen Rahmen.
Theaterbetrieb während der Bauphase: Kreative Lösungen
Die Arbeiten am Haupthaus erforderten eine viermonatige Unterbrechung des dortigen Spielbetriebs. Doch das Orangerie Theater fand eine kreative Lösung: Der Theaterbetrieb wurde kurzerhand ins neue Foyer verlegt, das als „kleine Spielstätte“ dient und rund 70 Zuschauer:innen Platz bietet. Trotz der ungewohnten Umstände liefen bereits mehrere Premieren in dieser Interimsbühne, die künstlerische Experimente ermöglicht und von hoher Publikumsnachfrage profitiert.
Ein vielseitiges Kulturzentrum
Das Orangerie Theater ist in erster Linie eine Kulturstätte, nutzt jedoch eine Mischfinanzierung, um wirtschaftlich bestehen zu können. Neben regulären Kulturveranstaltungen werden die Räumlichkeiten insbesondere im Sommer auch für Hochzeiten vermietet. Mit wachsender kultureller Nachfrage wird jedoch immer mehr Raum für Veranstaltungen genutzt, was die Bedeutung der Sanierung noch weiter unterstreicht.
Historische Bedeutung und Zukunftsaussichten
Das Orangerie Theater befindet sich im Bereich der ehemaligen preußischen Festungsanlage “Lünette 3” und wurde im Laufe der Geschichte immer um- und weitergebaut . Obwohl viele Quellen zur Baugeschichte fehlen, deutet alles darauf hin, dass das Gebäude seine Ursprünge im 19. Jahrhundert hat. Seit dem 1. Juli 1980 steht es unter Denkmalschutz. Seit den 1990er Jahren wird es vom Orangerie-Theater e.V. genutzt, während der offizielle Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Köln erst 2020 geschlossen wurde.
Feierliche Wiedereröffnung
Nach dem Abschluss der Bauarbeiten Ende Mai wird es am 30. Mai eine interne Feier für die beteiligten Gewerke und das Team von raumwerk.architekten geben. Die große offizielle Eröffnungsfeier mit Stadt, Land, Förderern und der Politik ist für den 1. Oktober geplant. Im Rahmen der darauffolgenden Theaternacht bekommen auch die Kölner:innen die Möglichkeit, das sanierte Gebäude und den Neubau hautnah zu erleben.
Mit diesem ambitionierten Sanierungsprojekt schreibt das Orangerie Theater ein neues Kapitel seiner Geschichte. Ein Kraftakt, der sich gelohnt hat – für die Kölner Kulturlandschaft und das Publikum gleichermaßen.
Mit freundlichen Grüßen
Marc Hübert, Architekt
Büroinhaber
Projektleitung, Planung
raumwerk.statt